Finale. Das letzte Jahr der DDR
Jeden Monat neu präsentiert von der Neuen Zürcher Zeitung, der Literarischen Welt, dem ORF-Radio Österreich 1 und Telepolis.
"Hannes Bahrmann/Christoph Links
Finale
Das letzte Jahr der DDR
Das 41. Jahr ist zugleich das spannendste der gesamten DDR-Geschichte. Zwischen dem 7. Oktober 1989 und dem 3. Oktober 1990 überschlagen sich die Ereignisse: Das Volk stürzt die alte SED-Führung und erzwingt die Öffnung der Mauer, am Runden Tisch entsteht eine Parallelregierung, die demokratische Wahlen durchsetzt. Dabei siegt die konservative Parteienallianz für eine schnelle deutsche Einheit, die unter wirtschaftlichen Zwängen in nur wenigen Monaten vollzogen wird - mit Unterstützung der früheren Siegermächte."
Christoph Links Verlag, 320 Seiten, € 18,00
Medienstimmen
Salto, Bozen/Südtirol, 25. April 2021
"1989 war das annus mirabilis der Ostdeutschen. Doch schon im Jahr darauf erlebten viele ihr annus horribilis. All dies ist nachzulesen in Finale: Das letzte Jahr der DDR. Ein spannendes, ein brillantes, leider auch ein ernüchterndes Buch! (...)
So verkam das spannende Abenteuer, das immerhin fast ein Jahr währte und Hunderttausende Neugieriger aus aller Welt nach Ostberlin lockte, um aus nächster Nähe das Experiment DDR nach dem Mauerfall zu bestaunen, zu einem stinklangweiligen Stück. Die blasse DDR, plötzlich bunt geworden, verwandelte sich wieder in die graue Maus und hieß nur noch „Die fünf neuen Bundesländer“.
Wer das letzte Jahr der DDR noch einmal miterleben möchte, mit allen Hoffnungen und Enttäuschungen, verrückten Wendungen und realpolitischen Bremsmanövern, dem sei die Lektüre von Finale ans Herz gelegt. Hannes Bahrmann und Christoph Links erzählen die Geschichte äußerst unterhaltsam und bleiben stets souverän, zeigen auf, was möglich gewesen wäre und warum es doch so kommen musste, wie es gekommen ist. Nach dem Fall des Kommunismus hat halt der Kapitalismus gesiegt, auf ganzer Linie. Da war für den dritten Weg, den sich viele Unverzagte, Unangepasste und Unorthodoxe in der DDR gewünscht hätten, wohl kein Platz. Ihnen ist dieses Buch gewidmet."
Ralf Höller
Leserstimmen
Xaver Arnet:
"Das gut aufgemachte und gestaltete Buch bietet einen informativen und facettenreichen Querschnitt durch das letzte DDR-Jahr. Sehr beeindruckend sind die hervorragenden Leistungen seitens der politischen Behörden unter der Leitung des legendären «Einheitskanzlers», Helmut Kohl. Es widerspiegelt die extreme Inkompatibilität der beiden Staats-, Wirtschafts- und Gesellschaftsformen BRD und DDR, die nur mit einer beschleunigten Vereinigung gelöst werden konnte. Neben diesen innerdeutschen Herausforderungen musste speziell auch eine vertrauensvolle und einvernehmliche Lösung bzw. Zustimmung mit den 4 Siegermächten des 2. Weltkriegs entwickelt werden, die mit einer teilweise grösseren Skepsis begleitet war.
Im Weiteren kommen im Buch die Schwierigkeiten mit der Nominierung und Beauftragung von kompetenten und vertrauenswürdigen politischen Instanzen seitens der DDR zum Ausdruck. Es zeigt sich, dass in dieser rund 40-jährigen Stasi-Herrschaft etliche Personen in einer unsauberen Doppelfunktion unterwegs waren, d.h. einerseits als «Schein»-Oppositioneller gegenüber dem DDR-Regime und andererseits als inoffizieller Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS).
Ein empfehlenswertes, leicht lesbares Buch für all jene, die sich auch nach 30 Jahren deutscher Wiedervereinigung ein umfassendes Bild über das letzte DDR-Jahr machen wollen."
Dr. Helmut Schaaf:
"30 Jahre nach Fall der Mauer bietet es sich an, noch einmal Rückschau zu halten. 1989 haben Christoph Links und Hannes Bahrmann, damals noch aus überwiegend ostdeutscher Perspektive, die „Chronik der Wende“ geschrieben, die zur Grundlage einer Fernsehreihe wurde. 1999 folgte eine „Bilderchronik der Wende“ und 2005 „Am Ziel vorbei - Die deutsche Einheit -Eine Zwischenbilanz“.
Jetzt nehmen die Beiden, in Gesamtdeutschland angekommen, den Faden der Geschichte wieder auf. Sie ergänzen und verfeinern ihre Chronik mit Hintergrundinformationen zu einem Staatsgebiet, das sich stets als nicht gewollter Gegenentwurf zur Bundesrepublik zum westlichen Bruder definieren musste. So war die Gründung der DDR eine Reaktion auf die Errichtung des westdeutschen Teilstaats. „Auferstanden aus Ruinen“ wollte und musste man „der Zukunft zugewandt“ sein - und das von Anfang an in „Deutschland einig Vaterland“.
Die DDR blieb ohne Aufbauhilfe mit Westunterstützung. Sie musste im Gegenteil einen Großteil ihrer Industrie als Reparationsleistung en an die Sowjetunion ausliefern. Was auf dieser Grundlage geworden, gewachsen und zusammengebrochen ist, arbeiten die beiden Autoren Hintergrundmaterial und Zeitzeugenberichten in die Chronik mit ein. Immer wieder eingeflochten sind Lebensgeschichten von Opfern und Tätern, die im Verlauf der Geschichte manchmal beides wurden. Wer sich dabei einen Teil der Tragik und Farce auch von ehemaligen Widerstandskämpfer gegen Hitler zu Ohren kommen lassen möchte, kann dies auf einer (Extra-C) „Der Sound des Untergangs“ mit Originalton Tonmitschnitten aus den letzten Sitzungen des SED-Zentralkomitees im gleichen Verlag.
Bei den in das Buch reichlich eingestreuten DDR Witzen bleibt einem oft das Lachen im Halse stecken:
Die sieben Weltwunder der DDR:
1. Obwohl niemand arbeitslos ist, hat die Hälfte nichts zu tun.
2. Obwohl die Hälfte nichts zu tun hat, fehlen Arbeitskräfte.
3. Obwohl Arbeitskräfte fehlen, erfüllen und übererfüllen wir die Pläne.
4. Obwohl wir die Pläne erfüllen und übererfüllen, gibt es in den Läden nichts zu kaufen.
5. Obwohl es in den Läden nichts zu kaufen gibt, haben die Leute fast alles.
6. Obwohl die Leute fast alles haben, meckert die Hälfte.
7. Obwohl die Hälfte meckert, wählen 99,9 Prozent die Kandidaten der Regierung.
Damit war es 1989 vorbei, es wurde ein letztes Mal in der DDR gewählt. In seiner ersten Kabinettssitzung sagte der neue Ministerpräsident de Maiziere: »Bitte, denken Sie immer daran, unsere Hauptaufgabe, die uns der Wähler gegeben hat, ist, uns selbst abzuschaffen.« Nach 199 Tagen war diese Aufgabe erledigt.
Vielleicht heute nicht mehr vorstellbar, hätte auch vieles ganz anders kommen können. Ein Horrorszenario wäre die schon vorbereitete „chinesische Lösung“ gewesen. Eine ausgelassene Chance wäre die Bewahrung dessen gewesen, was sich gelohnt hätte, an Substanz und Ansatz zu übernehmen. So kam es, wie es zu erwarten war – die Westmarkt schlägt die Ostmark. Statt der versprochenen „blühenden Landschaften“ kam der Ausverkauf. Durch den Zusammenbruch der DDR-Industrie trug Ostdeutschland die Hälfte zur Reduktion des Kohlendioxidausstoßes der Bundesrepublik bei.