Abschied vom Mythos: Sechs Jahrzehnte kubanische Revolution

Abschied vom Mythos: Sechs Jahrzehnte kubanische Revolution

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OÖN

Oberösterreichische Nachrichten


Nach gut 60 Jahren Castrismus steht Kuba vor Veränderung – was die Revolution aus der Zuckerinsel gemacht hat und die Zukunft bringen könnte, zeigt dieses feine Buch, das Clemens Schuhmann regelrecht verschlungen hat.


In Kuba liegt Veränderung in der Luft – nach fast 60 Jahren Revolution, nach Jahrzehnten des real vegetierenden Sozialismus und des ermüdenden Überlebenskampfes steht die Zuckerinsel vor spannenden Jahren. Die Führungsgarde, die das Eiland seit dem Sieg der Revolution quasi als Privateigentum betrachtet und auch so führt, ist unaufhaltsam auf dem Weg zur Vergreisung.


Doch – und schon sind wir mitten in diesem großartigen Buch – die Veränderung wird kein einzelnes Ereignis sein, sondern das Ergebnis vieler kleinen Schritte.


Das neue Kuba wird, davon ist der Autor überzeugt, zwei Gravitationszentren haben: die Familie um Raul Castro (85), der zwar 2018 als Staatschef abtreten will. Er hat die Erbengeneration aber längst in Stellung gebracht. Exemplarisch dafür steht Rauls Sohn, Oberst Alejandro Castro Espin, benannt nach dem Untergrundnamen seines Onkels Fidel. Er ist der wichtigste Berater seines Vaters und war maßgeblich in die Verhandlungen mit den USA eingebunden, die zu einer vorsichtigen Normalisierung der bilateralen Beziehungen führen sollen. Da sind aber etwa auch noch Tochter Mariela Castro Espin oder Enkel Raulito, den Opa Raul zu seinem persönlichen Leibwächter machte.

M EPAPER

Zweiter Dreh- und Angelpunkt neben der Familie Raul Castros wird das Militär sein. "Die reale Macht in Kuba liegt in den Händen der Armee", schreibt Autor Bahrmann. "Vier der sechs Vizepräsidenten des Ministerrates und neun der 14 Mitglieder des Politbüros des Zentralkomitees der Staatspartei sind hohe Militärs. Sie kontrollieren die wesentlichen Teile der Wirtschaft, alle relevanten Behörden des Sicherheitsapparates sowie die Waffenarsenale (...) für zwei Millionen militärisch ausgebildete Freiwilligenverbände."


Laut Schätzungen soll das Heer aktuell 90 Prozent des Im- und Exports, 70 Prozent des Tourismus und 100 Prozent der gesamten Devisenkontrolle kontrollieren. Das bedeutet: Wer auch immer 2018 Staatschef wird (vieles deutet derzeit auf den 56 Jahre alten Miguel Diaz-Canel hin), er wird lediglich eine Marionette der Familie von Raul Castro und der Armee sein.


Der Autor versuchte – ganz wie Ernesto "Che" Guevara in einem seiner berühmten Aussprüche – das Unmögliche: Er will mit diesem Buch darlegen, ob sich das große Gesellschaftsexperiment der kubanischen Revolution gelohnt habe. Mit diesem Ansatz musste er scheitern, denn diese Frage lässt sich nicht auf knapp 250 Seiten beantworten – und das weiß der Autor auch genau.


Aber: Das Buch ist insofern wichtig, richtig und sehr gut gelungen, da es eine schonungslose Bestandsaufnahme von fast 60 Jahren Castrismus ist. Hoch anzurechnen ist dem Autor in diesem Zusammenhang, dass er bewusst auf Schuldzuweisungen verzichtet. Danke dafür! Der Leser bekommt in vielen Kapiteln fundierten Einblick in die kubanische Realität, er erfährt viel Neues – und er bekommt mögliche Zukunftsszenarien präsentiert.


Fazit: Ein sehr lesenswertes Buch, das man immer wieder gerne in die Hand nimmt.


Hannes Bahrmann: "Abschied vom Mythos – Sechs Jahrzehnte kubanische Revolution", Chr. Links Verlag, 248 Seiten, 18,50 Euro.



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SWR2 Forum Buch

Hannes Bahrmann signalisiert bereits im Titel die Intention seiner Darstellung: Abschied vom Mythos. Er will nicht die Errungenschaften der Kubanischen Revolution beschwören – wie es die Verteidiger des Projekts der Brüder Castro unermüdlich tun –, sondern „eine kritische Bilanz“ ziehen. Er hat Erfahrung im Umgang mit gesellschaftlichen Transformationen, denn er hat „37 Jahre des Lebens“ in der DDR verbracht und dort zunächst Lateinamerikanistik studiert. Danach hat er zusammen mit dem Verleger Christoph Links mehrere Bücher über die Machenschaften des CIA in Mittelamerika und besonders in Nicaragua publiziert und eine viel zitierte Chronik der Wende veröffentlicht.


Mit Cuba hat sich Hannes Bahrmann seit den 80er Jahren auseinandergesetzt und in den 90ern den Zusammenbruch des Sozialismus auf der Insel erlebt. Er hat sich dabei stets den unvoreingenommenen Blick von jemanden bewahrt, der von der Notwendigkeit politischer Veränderungen genauso überzeugt ist wie von der ungeschminkten Aufarbeitung dramatischer Fehlentwicklungen.


Deshalb räumt er zunächst mit dem Mythos auf, Cuba sei vor der Revolution arm und unterentwickelt gewesen. Er weist nach, dass die Insel – trotz Diktatur, MafiaHochburg und Glücksspiel-Paradies – eines der am besten entwickelten Länder des Kontinents war mit niedriger Arbeitslosigkeit, florierender Agrarwirtschaft, gutem Bildungsund Gesundheitswesen und dass Elend vor allem unter der Landbevölkerung herrschte. Deshalb richtete Fidel Castro seine ersten Anstrengungen auf die Entwicklung des Landesinneren. Doch mit der Agrarreform und der Enteignung der Produktionsmittel beseitigte er zugleich eine funktionierende Wirtschaft. Das stattdessen implantierte System staatlichen Dirigismus führte nicht zu einer existenzfähigen, sozialistischen Gesellschaftsordnung, sondern von einer ökonomischen Katastrophe zur nächsten und ist bis heute nicht in der Lage, die Bevölkerung aus eigenen Kräften zu ernähren.

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Der Standard, Wien

Bücher des Ch.-Links-Verlags auf Buchmesse in Kuba beschlagnahmt


Havanna – Kubanische Behörden haben Bücher des Berliner Ch. Links Verlags auf der jüngsten Internationalen Buchmesse in Havanna beschlagnahmt. Die Bücher seien aus dem deutschen Gemeinschaftsstand entfernt worden, teilte der Ch. Links Verlag am Mittwoch mit. Es habe sich um Titel gehandelt, die sich ganz oder teilweise mit Kuba befassen.


Die Frankfurter Buchmesse, die den Stand organisiert hatte, bestätigte den Vorgang. Zwei Personen hätten auf der Buchmesse (9. bis 19. Februar) die Bände mitgenommen. Sollte es sich um Zensur handeln, werde die Messe protestieren, sagte Sprecherin Katja Böhne.


Bei den beschlagnahmten Titeln handelt es sich um den aktuellen Band von Hannes Bahrmann "Abschied vom Mythos – Sechs Jahrzehnte kubanische Revolution", der von der Bundeszentrale für politische Bildung angekauft wurde.

Leserstimmen


Jetsy Santana Gómez


Bestes deutschsprachiges Buch mit Informationen und exakten Zahlen zur kubanischen Revolution und zur aktuellen Situation in Kuba, ohne ideologische Scheuklappen, angefüllt mit aufschlussreichen Materialien, absolut ehrlich und informativ, es entlarvt tatsächlich Mythen.


Dr. Ursula Heinsohn


"Ein sehr lesenswertes und kritisches Buch. Nach meinem Cubabesuch konnte ich Revue passieren lassen, was ich erlebt hatte und das mit dem Bericht vergleichen. Es ist kritisch und zugleich sachlich. Ein sehr informatives Buch, wenn man etwas über Cuba und seine Entwicklung wissen will."


Kathrin Kayser-Köbsch


"Super interessantes Buch, sollten alle, die sich für das Weltgeschehen und politische Zusammenhänge interessieren, gelesen haben. Cuba ist ein tolles Land!"


South


"Um Kuba zu verstehen finde ich es wichtig sich auch mit seiner neueren Geschichte abseits von Salsaevents zu befassen, genau hierzu habe ich dieses Buch gelesen und es war gut."

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